Das US-Unternehmen VMware Corp. (ISIN/WKN: US9285634021/A0MYC89 bedient einen Trend, bei dem die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sich dieser auch in Zukunft weiter fortsetzen wird. Das 1998 gegründete Unternehmen ist im Bereich der Software Entwicklung aktiv. Ganz genau bedeutet dies, dass die über 19.000 Mitarbeiter des Konzerns Anwendungen im Bereich der Virtualisierung entwickeln. Das bekannteste Produkt ist die VMware Workstation, welche unter Linux und Windows in der Lage ist komplette Betriebssysteme zu virtualisieren. Ergänzt wird dieses Flaggschiffprodukt von ähnlichen Dienstleistungen z.B. für Rechenzentren oder im Cloud-Computing. Dem End-User wird somit ein komfortables System an die Hand gegeben, welches die tägliche Arbeit deutlich erleichtert.
Wichtig ist zu beachten, dass das Unternehmen mit über 35% in den Händen der einstigen Mutter EMC liegt. Aufgrund dessen, dass sich der rasante Erfolg von VMware nicht derart im Mutterkonzern wiederspiegelte brachte man die Gesellschaft 2007 an die Börse.
Der Chart gibt uns ein Bild mit äußerst gemischten Gefühlen. Im Oktober des vergangenen Jahres wurde die Aktie, welche sich generell einer hohen Schwankungsintensität ausgesetzt sieht, aufgrund enttäuschender Q3 Ergebnisse stark abgestraft. Seitdem jedoch ist die Aktie mit dem Markt gegangen und hat weiter abgebaut.
Die Charttechnik zeigt die bereits angesprochene Volatilität der Aktie. In der jüngsten Erholungsphase ist die Stochastik direkt in den überverkauften Bereich geschossen, wenngleich es auch noch kein Schneiden der D- und K-Linie gab. Das Momentum macht sich auch auf den Weg Richtung 0er-Linie welche beim Durchbrechen nach oben als Long-Signal verstanden werden darf. Wie so oft sind diese Faktoren jedoch nur von kurzfristiger Natur und daher mit Vorsicht zu genießen.
Wie gewohnt wollen wir die größte Aufmerksamkeit auf die fundamentale Betrachtung des Unternehmens legen. Dies geht zum einen sowohl quantitativ als auch qualitativ. Ersteres soll den Anfang machen.
- Vorteile:
o Bewertung: Ein Vergleich mit der Branche macht deutlich, dass VMware derzeit nicht überteuert gehandelt wird. Dafür ist vor allem auch der jüngste Kursverfall der letzten Monate verantwortlich. Noch deutlicher wird diese Aussage, wenn man das künftige Wachstum mit einbezieht. So notiert das PEG (KGV-Wachstum) bei NUR 0,85x. Sobald dieser Wert unter 1x liegt darf von einer Unterbewertung gesprochen werden. Der Median des KUV, den die Branche erreicht, würde einen Kurs von über 120 US$ zulassen und auch das Discounted-Cashflow-Model, welches künftige Cashflows wie auch die Zinslandschaft inkludiert, ermittelt einen Preis von über 66US$ (EPS: 2,34 / Terminal Growth Rate 4% / Discount Rate 12%)
o Wachstum: Ein günstiges Unternehmen, das sich im starken Wachstum befindet stellt eine Kombination dar, die nicht jeden Tag zu finden ist. Bei diesem Unternehmen sind beide Kriterien gegeben. Natürlich muss man beachten, dass das Wachstum nicht mehr ganz so dynamisch zunimmt wie zu Beginn, was jedoch nichts Ungewöhnliches ist. Daher ist es wichtig, dass man nun versucht die Profitabilität erneut hochzuschrauben, was in 2015 bereits gelang.
- Nachteile:
o Dividende: Das Unternehmen beteiligt seine Aktionäre nicht am Unternehmenserfolg. Eine Gewinnausschüttung gibt es nicht, sodass Anleger sich voll und ganz auf Kursgewinne konzentrieren müssen.
Der subjektive Betrachtungswinkel
- Forschung & Entwicklung: Um den neuesten Trends zu folgen und auch die Nase vor Konkurrenten vorn zu behalten sind Ausgaben für Forschung und Entwicklung essentiell. Gemessen am Umsatz sind diese in den letzten Jahren prozentual allerdings immer weiter zurückgegangen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lagen diese nur noch bei ca. 19,69%, was den geringsten Anteil seit 2005 ausmacht. Das jedoch nur negativ zu sehen erscheint keineswegs berechtigt. Wurden in 2009 noch fast 25% der Umsätze in die Forschung investiert waren dies trotz dessen „nur“ knapp 500 Mio. US$. Heute sind dies über 1,3 Mrd. US$.
- Aktionärsstruktur: Eingangs bereits erwähnt ist die ehemalige Mutter mit noch über 35% beteiligt. Dies könnte u.a. auch dazu führen, dass man irgendwann auf eine Gewinnbeteiligung pochen wird. Weiterhin hält auch der IT- und Kommunikations-Spezialist Cisco über 4,3% am Unternehmen. Gerade wenn EMC sich weiter zurückzieht, könnte VMware dann sogar zu einem spannenden Spielball im Rahmen geplanter strategischer Übernahmen werden.
- Überraschung: Das Unternehmen hat es in den letzten 5 Jahren AUSNAHMSLOS geschafft, sowohl beim Umsatz als auch dem Gewinn zu überzeugen. Der Konsens der Analysten wurde dabei jedes Mal übertrumpft.
- International: Für einen US-Technologiekonzern eher ungewöhnlich kommt der geringere Anteil der Erträge aus den USA. Über 52% hingegen werden im Ausland erzielt.
Im Fazit:
Alles in allem bringt VMware viele spannende Faktoren mit sich. Eine günstige, wenn auch volatile Aktie, die zudem ein Unternehmen darstellt, welches von Jahr zu Jahr wächst. Der Trend zur weiteren Virtualisierung verbunden mit steigenden Datenvolumina, die von A nach B müssen um dann beim Empfänger sicher verarbeitet zu werden ist ebenfalls ein interessanter Trend. Starke Kerninvestoren, die auch inhaltlich Interesse am Geschäft haben, rechtfertigen es, dieses Unternehmen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ihr Andreas Meyer
Quellen: www.am-capital.de, www.bloomberg.com, www.reuters.com, www.morningstar.com, www.vmware.com
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Kommentare
Microsoft wird auch dann nicht verschwinden, wenn die Anzahl an Windows-Installationen auf PCs abnimmt. Dafür sind sie mittlerweile zu breit aufgestellt und können möglicherweise sogar von ihren Patenten leben. Aber ob VMware mehr als diese eine Nische abdeckt, sollte man prüfen und mit in seine Investitionsentscheidung einfliessen lassen.
Ich schaue mir in diesem Zusammenhang stets auch eine qualitative Analyse nach dem Leitfaden Porters an. Hier ist die Gefahr vor neuen Konkurrenten durchaus gegeben. Der von Ihnen bereits kritisierte Burggraben (oftmals auch als Moat bekannt) ist hier eine harte Verteidigungslinie, die jedoch oftmals überschritten werden kann.
Die genannten Kandidaten wären dahingehend hingegen allesamt Unternehmen, die VMware auch übernehmen könnten... Das finde ich eine nicht außer Acht zu lassende Perspektive.
Eine umfassende Analyse umfasst (so zu mindestens bei uns) mehrere Excel-Sheets, zahlreiche Auswertungen und qualitative Beleuchtungen der Geschäftsberichte und auch der Konkurrenz. Für diese Fülle an Informationen würden die ersten Eindrücke der Unternehmen hier allerdings (leider) den Rahmen sprengen.
Umso mehr freut es mich auch Ihre Perspektiven zu Unternehmen und Branchen zu lesen :)
Herzliche Grüße
Andreas Meyer
Das Problem beider Hersteller ist, dass vor allem MS in von beiden zu bedienenden Zielgebieten mitmischt UND beide keine Mainstreamtechnik für die breite Masse bzw. die Privatkunden anbieten. Google, Apple, und Microsoft sind allesamt im Endkundengeschäft platziert und dicke Branchenriesen. Die Ironie an der Sache ist, dass die großen 3 ohne die Technologie von VMWare und/oder Citrix heute wahrscheinlich nicht so kosteneffektiv arbeiten würden. Gut Microsoft wird sicher eine Ausnahme darstellen und seine IT mit seinen eigenen Produkten betreiben.
Trotzdem, im Vergleich zu den großen IT Riesen ist VMWare selbst als spekulativer Übernahmekandidat meines Erachtens einfach zu träge und zu uninteressant.
Warum auch sollten die IT Riesen VMWare schlucken? Welchen Mehrwert hätte ein Unternehmen wie VMWare für Google in der eigenen Unternehmensfamilie? VMWare hätte als geschluckter Google Bestandteil doch keine gravierenden Unternehmensgewinn beeinflussende Funktion anzubieten.
Es sind Unternehmen wie Whatsapp, Oculus usw. die bahnbrechende Technologien oder Nutzerzahlen für die breite Masse versprechen die von den Großen geschluckt werden.
Leider ist diese Herangehensweise ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und des Marktes. Es zählt nicht die Substanz, die grundsolide Leistung sondern die Illusion, die Masse.
Man kann es auch so ausdrücken: VMWare ist der gute Mittelfeldspieler, der wichtig für das gesamte Team ist. Die fette Kohle und den Medienruhm aber bekommt der Stürmer der die Tore schießt. Der geht für 50 Millionen über die Ladentheke während der Mittelfeldspieler es vielleicht für 5 tut.
1. Sie schreiben: "Wichtig ist zu beachten, dass das Unternehmen mit über 35% in den Händen der einstigen Mutter EMC liegt"
EMC selbst ist von DELL im letzten Jahr übernommen worden. Demnach dürfte VMware nun zum DELL-Universum gehören.
2. Virtualisierung und Cloud sind recht sehr ähnliche Dinge. Je nach Definition oder nach Art der technischen Realisierung gibt es Überschneidungen. Cloud als Trendsetter wird von mächtigen Playern wie Amazon beherrscht. Diese Situation gab es vor 5 und mehr Jahren noch nicht, als die "weltweite Totalvernetzung" noch nicht so vorangeschritten war und Virtualisierung lediglich bedeutete, dass man auf einer "dedizierten" Hardware mehrere virtuelle Instanzen betrieben hat.
Also z.B. auf einem Server im Rechenzentrum mehrere abgekabselte Container mit Betriebssystem + Webserver. Das wurde dann als Virtueller Server für deutlich weniger Geld angeboten als die 1 Kunde - 1 Gerät-Lösung.
Eine andere sehr klassische Anwendung von Virtualisierung ist: Auf meinem Apple Computer lasse ich als Virtualisierung einen Windows oder Linux Container laufen, um die dort verfügbare Software nutzen zu können.
Neu is nun: Cloud. Rein technisch betrachtet ebenfalls eine Virtualisierungslösung.
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